Südliche Nachbarschaft

Kirche verändert sich

Schon Martin Luther wusste, dass Kirche immer in Bewegung ist; darum hat er theologisch neue Impulse gesetzt. Doch auch strukturell und personell verändert sich unsere Kirche stetig, das wird gerade jetzt besonders deutlich.

Warum verändert sich Kirche gerade jetzt stark?

Im ersten Halbjahr 2022 haben alle Kirchenkreise überall im Land aufgeschrieben, wie sie Kirche im Blick auf 2030 gestalten wollen. Bis zum 30. Juni mussten diese Papiere im Landeskirchenamt abgegeben werden. In unserer Landeskirche planen wir nämlich in mehrjährigen Zeiträumen, doch dieses Mal sind wir zu besonders gravierenden Veränderungen gezwungen: Seit Corona verzeichnen wir landesweit mehr Austritte als früher, die Kirchensteuereinnahmen sinken also. Gleichzeitig steigen die Ausgaben, denn Personal wird teurer und Sachmittel auch, z.B. im Baubereich. Darüber hinaus gibt es in der Kirche einen Fachkräftemangel: Während in diesem Jahr einhundert Ordinierte in Ruhestand gehen, kommen nur etwa zwei Dutzend junge Geistliche nach.

Was bedeutet das für die pastorale Versorgung?

Wir müssen sparen und Pfarrstellen neu sortieren. Bislang hatte ein Pastor Zeit für gut 2000 Gemeindeglieder, künftig braucht es über 2600 Gemeindeglieder, damit eine volle Pfarrstelle eingerichtet wird. Das reicht für Engelbostel-Schulenburg nicht mehr, genauso geht es Godshorn und den beiden Langenhagener Gemeinden Emmaus und Paulus: Allen steht ab 2023 nur noch eine Dreiviertel Pfarrstelle zu. Da Pastor Wook aus Godshorn zum Jahresende in Pension geht, wird es nun traurige Gewissheit, dass die Stelle nicht wiederbesetzt wird.

Arbeiten dann drei Pastoren für vier Gemeinden?

In der südlichen Nachbarschaft werden künftig aus vier Dreiviertelstellen drei volle Stellen: Alle Kirchenvorstände haben Absichtserklärungen beschlossen, dass es so weitergehen soll. Pastorin Sabine Behrens, Pastor Dr. Frank Foerster und Pastor Rainer Müller-Jödicke werden eng zusammenarbeiten. Wir wollen nicht alle ein bisschen und womöglich stiefmütterlich Godshorn mitversorgen, sondern unsere Aufgaben gabenorientiert nach Interessen und Fähigkeiten gemeindeübergreifend einbringen. Wer sich zum Beispiel gern um Senioren kümmert, statt Konfirmandenunterricht zu unterrichten, gestaltet dann alle Altenkreise und gibt andere Aufgaben ab. Schon jetzt engagiert sich Diakonin Annika Kruse in allen vier Gemeinden.

Gibt es weiterhin überall um zehn Uhr Gottesdienste?

Wahrscheinlich nicht, denn mit drei Leuten können wir nicht gleichzeitig auf vier Kanzeln stehen. Entweder übernehmen Ehrenamtliche noch mehr Predigtdienste oder wir entwickeln neue Konzepte, damit nicht im Abstand von wenigen Kilometern gleichzeitig vier kleine Gottesdienstgemeinden zusammensitzen, sondern ein vielfältigeres und womöglich sogar attraktiveres Programm entsteht. So könnten auch Jugend- und Abendgottesdienste aufgewertet werden.

Wer ist dann für wen zuständig?

Wir werden gemeinsam alle Dienste aufteilen, da wird es Dienstpläne geben, die so flexibel sein müssen, dass noch persönliche Wünsche der Gemeindeglieder berücksichtigt werden können.

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